Mehrere Betriebssysteme auf einer Harddisk
Multiboot
Wer schon einmal versucht hat, mehrere Windowse per Dualboot ab einer
Platte zu betreiben weiss, dass dies recht aufwändig werden kann.
Wenn man dann versucht, eine der beiden Installationen zu ersetzen
merkt man plötzlich, dass der Windows eigene Startbereich der einen
auf der gelöschten Partition der anderen war. Nichts geht mehr.
Windows wieder starten lassen
Die Installations-CD von Windows XP, Vista, 7 hat eine nette
Reparaturkonsole, mit der man per Befehlseingaben drei Abschnitte
des Startvorgangs reparieren kann.
Bei XP gab es die beiden Eingaben «fixmbr» und
«fixboot». Erster beschreibt den Startbereich der Harddisk
(also jenen vor den Partitionen) neu, der direkt vom Bios angesprungen
wird. Falls Sie dort einen separaten Bootmanager hatten, wird dieser
nach «fixmbr» (Master Boot Record) weg sein.
«fixboot» richtet die Startdateien auf der Partition
wieder ein. Da diese leicht auch im laufenden Betrieb per Explorer
abhanden kommen können und dieser Befehl nichts einstellbares
verändert, kann man den immer gleich probieren. Da Sie bei der
Installations-CD von XP mit dem Start der Reparaturkonsole immer
gleich sagen müssen, an welcher Windows-Installation auf Ihrer
Harddisk gearbeitet werden soll ist in jedem Fall klar, auf welchen
Start sich der Befehl auswirken wird.
Das Bootmenü von XP befindet sich in einer simplene Textdatei. Dieser
Artikel geht nicht darauf ein. Deren Einstellungen lassen sich bei
laufendem System auch über die Systemsteuerung vornehmen.
Für Vista und 7 ist die Handhabung leicht anders. Es gibt nur noch
einen Hauptbefehl (eigentlich eine EXE-Datei) namens
«bootrec». Der hängen Sie die gewünschte Aktion so an:
- bootrec /fixmbr
- bootrec /fixboot
Auch das Bootmenü funktioniert selbstverständlich anders. Es gibt
eigene Programme, um dessen Aussehen aus Windows selber umfangreich zu
gestalten. Wenn das System aber neu aufgesetzt oder reapriert wurde
will man als Vorgabe gerne alle Möglichkeiten aktivieren. Hier hängt
es jetzt - und das ist ja das Schlaue an meiner Methode - davon ab,
welche Partitionen Windows mit dem Trick aus dem Hauptartikel sieht.
Geben Sie einfach «bootrec /ScanOs» ein und alle
sichtbaren Windowse werden erkannt. Mit «bootrec
/rebuildbcd» kommen sie ins Auswahlmenü. Da ich dieses Menü ja
nicht sehen will, mache ich diesen Befehl für immer nur eine aktive
Partition aufs Mal. Ein separater Bootmanager übernimmt dann den Job.
Update zu Fixboot von vorhin. Damit restauriert man Dateien zum
Starten des Systems nur immer an jene Stelle, wo sich BCD sowieso
schon befindet. Hat man also z.B. C: mit Windows 10, E: mit Windows 8
und F: mit Windows 7, würde man sich vielleicht für Windows 7 einen
eigenen Startbereich auf dessen Partition wie folgt anlegen wollen:
«bcdboot f:\windows /s f: /f bios». Wie anfangs
beschrieben, würde man in jenem Startmenü wiederum alle Einträge bis
auf den einen notwendigen für Windows 7 selber wohl löschen wollen,
um mit dem vorgeschalteten Nicht-Windows Bootmanager alleine die
Auswahl des zu startenden Systems vornehmen zu können.
Eine Variante davon wäre nun natürlich «bcdboot c:\windows /s c:
/f UEFI», um sich den Start von Windows 10 mit UEFI ohne
separate Bootpartition einzurichten. Dies habe ich so allerdings noch
nicht ausprobiert.
Windows sieht bei seiner Installation nicht nur seine Partition, auch
andere. Will man es auf die zweite nehmen, schreibt es die Bootdateien
trotzdem auf die erste. Man ist somit auch gezwungen, den
Windows-eigenen, nicht sehr komfortablen Bootmanager zu verwenden.
Löscht man die erste Partition, darf man den Bootbereich neu einrichten.
Diesen Vorgang können Sie der Textbox entnehmen. Damit dies erst gar
nicht passiert, machen wir nun was Anderes.
Damit die Installationsroutine von Windows nur gerade auf wirklich einer
Partition arbeitet gibt es einen Trick: Einfach alle anderen
deaktivieren. - Nur wie? Auf versteckt (hidden) stellen reicht nämlich
nicht. Das stört den Installer nicht und er schreibt sich trotzdem hin
wo er will.
Wir brauchen also einen Editor, der weitere Attribute einer Disk
verstellen kann. Der «Ranish Partition Manager» kann das
zum Beispiel. Er ist u.a. auf der «Ultimate Boot CD»
enthalten, die es
hier gibt.
Ist zwar eine Adresse auf .com , aber trotzdem umsonst.
Bei dieser CD ist der Name Programm. Man muss den Rechner damit starten,
wofür man manchmal beim ersten Beep mit der Taste F12 Erfolg hat. Es
erscheint eine spartanische Textoberfläche. Mit der Eingabetaste
hangelt man sich durch die Abfragen. Mal im Hauptmenü angekommen, wählen
Sie «Filesystem Tools» - «Partition Tools».
Hier finden Sie dann den «Ranish Partition Manager». Bevor
er fertig gestartet ist, erscheinen für alle Programme dieser CD typisch
weitere Abfragen. Sie dürfen alle Vorgabewerten belassen und mit der
Eingabetaste durch tippen oder die überall vorhandene Ablaufzeit
(Timeout) verstreichen lassen - ist Jacke wie Hose.
Jetzt wo sich die Hauptoberfläche zeigt, sehen Sie eine Liste all Ihrer
Partitionen. Mit Pfeil hoch/runter navigieren Sie zu jeder. Wenn Sie
jetzt, wie eingangs dargestellt, zwei primäre Partitionen angezeigt
bekommen, sehen Sie, dass beide mit NTFS arbeiten. Das ist eben der
Grund, dass Windows beide sieht. Mit der Taste «Insert»
erscheint für die ausgewählte Partition die Auswahl aller möglicher
Dateisysteme, samt deren Hex-Code. Ich nehme jeweils statt «0x07
NTFS» temporär «0x78 ONY 4.x». Das kennt Windows
nicht und lässt seine Grabbelfinger definitiv davon weg.
Bitte merken Sie sich übrigens gut, was Sie hier alles
umstellen. Sie müssen erstens alles wieder zurück stellen
können und zudem bei Problemen jederzeit wieder mit dieser CD ran
können. Auch sind wir noch überhaupt nicht fertig.
Eine Partition ist mit einer Klammer «>» gekennzeichnet.
Dies ist die jeweils aktive zum davon starten. Wenn Sie nun eine für
Windows getarnt haben, müssen Sie die andere mit der Taste
«b» aktivieren. Sonst können Sie den PC ohne die CD nicht
starten. Wahrscheinlich wollen Sie aber sowieso mit der Windows-CD ran
und können sich dies sparen. Windows aktiviert seine Partition mit der
Installation selber.
Wenn Sie nun auf diese Weise vielleicht sogar beide Windows auf separate
Partitionen installiert haben fehlt noch eines: Der Wechsel zwischen
beiden. Klar könnten Sie jeweils die aktive Partition hin und her
schalten. Sowas kann aber genau jeder Bootmanager - auch der Windows
Windows hat tatsächlich einen Partitionierer
Ich bin mir jetzt nicht sicher, da ich nicht mit Vista arbeite, aber
bei Windows 7 gibt es in der Reparaturkonsole den Befehl
«diskpart». Damit startet man ein separates Programm.
Bitte erwarten Sie keine grafische Oberfläche à la «Partition
Magic». Sie dürfen alles mit Einzelbefehlen machen:
- list disk listet Ihnen alle Festplatten auf
- select disk x wählt die Festplatte x für nachfolgende Befehle aus
- list part listet alle Partitionen der Festplatte auf
- select part y wählt nun die Partition y aus
- detail part zeigt Ihnen die Flags, wie den Aktivitätsstand zum Booten an
- active damit können Sie nun die gewählte Partition zum Starten markieren
- inactive deaktiviert entsprechend
Sie sehen, mit Ranish ginge das bedeutend einfacher. Vielleicht haben
Sie aber mal die Boot-CD nicht zur Hand und können auch mit der
Windows-CD was erleben.
eigene. Letzterer hat aber eben genau den Nachteil, dass er von einer
der beiden Partitionen aus arbeitet. Wenn Sie diese wieder mal spülen
mögen, kommen Sie an die andere auch nur mit der Boot-CD wieder ran.
Ebenfalls auf der «Ultimate Boot CD» findet sich der
«XOSL». Tönt nach nichts, hat aber eine nette grafische
Oberfläche mit Mausunterstützung. Ich persönlich richte ihn nicht im
Startbereich der Platte ein, sondern habe ganz vorne eine
16-MB-Zusatzpartition für ihn. Diese muss auch primär sein. Sie
brauchen diese aber weder einrichten noch formatieren, das macht der
XOSL gleich selber.
Leider hat der XOSL von der CD einen Fehler. Er lässt sich irgendwie
nicht in einer anderen, bestehenden Partition einrichten. Wie gesagt
mache ich dies aber nicht und lebe fröhlich mit ihm. Wie auch immer
Sie ihn einrichten ist er beim nächsten Start ohne CD Ihre neue
Begegnung. Zugegeben nur gerade ein leeres Fenster. Mit
«Setup» fügen Sie zwei Einträge hinzu und wählen für beide
die zu startenden Partitionen aus. All den anderen Schrott mit
Verstecken und sonm Zeugs brauchen Sie nicht unbedingt. Da ich noch mit
einem der beiden Windowse häufiger arbeite, habe ich ein Timeout
eingestellt, so dass ich nicht am PC warten muss, bis er oben ist. Das
wiederum greift nicht, wenn meine Tastatur über den
KVM-Switch
angeschlossen ist.
Der XOSL hat noch eine andere nette Eigenheit. Er kann auch von der
zweiten Platte was starten. Auch kann man damit Linux in erweiterten
Partitionen starten.
Was ich hier geschrieben habe, ist unter normalem BIOS so im Einsatz.
Mit EFI, resp. UEFI sieht das anders aus.
GRUB2
Falls Sie ihr Multiboot nicht nur mit Windows-Systemen eingerichtet
haben möchten, wollen Sie statt XOSL oder einer anderen Dritt-Software
vielleicht mit GRUB arbeiten. Dies hat zusätzlich den Vorteil, dass sie
mit laufendem Linux-System das Bootmenü automatisiert durch Eingabe von
«update-grub» im Terminal erstellen lassen können. Damit
wird «os-prober» als untergeordnetes Skript ausgeführt. Das
passiert auch jedesmal wenn grössere Linux Update installiert werden.
OS-Prober findet bei Windows-Installationen alle BCD Stores,
die wir gemäss dem Artikel hier für alle Windows-Partitionen einzeln
erstellt hatten. Es kann nun aber passieren, dass im Startmenü von Grub
Windows 10 an Stelle von 7 oder 8 eingetragen wird. Offenbar findet
«os-prober» die Version der Startdateien und nicht die der
effektiv auf der gleichen Partitionen befindlichen Windows-Installation.
Weitere Links
Boot-Us kann ähnlich viel wie XOSL,
kann aber bequem aus Windows verwaltet werden. Habe den selber nicht
im Einsatz.
Jeder kennt EasyBCD, aber wenns ans Eingemachte soll hilft
Visual BCD Editor. Ist also ein Tool,
für das Bootmenü von Vista oder 7. Vorsicht, damit kann man sich leicht
den Start schrotten.